So. Okt 13th, 2024

Dort wo im Sommer die Badegäste Handtuch an Handtuch liegen,betet ein junger Mann im Sonnenuntergang.

Es ist still geworden an der Playa und die meisten “ Helmuts“ sind zurück nach Afrika, zu ihren Familien.

In Höhe des „Ballermann 6 “ richtet der 21 jährige Mohamed (Name geändert) seinen Kompass aus und fängt an zu beten.

Fünf mal am Tag ruft der Muetzzin in Damaskus zu Gebet, das erste mal am Morgen wenn die Sonne aufgeht. Gebetet wird Richtung Mekka. Mörsergranaten und Terrormilitzen machen seit 2011 auch zum Morgengebet keinen Halt. Mohamed ist in einem Vorort von Damaskus aufgewachsen. Sein Ort heißt zu deutsch “ schwarzer Stein“. Als Mohamed 17 Jahre ist, kurz vor seinem 18 Lebensjahr, entscheiden seine Eltern die 3 Kinder auf die Flucht zu schicken. Mohamed konnte zwei Jahre lang nicht zur Schule gehen, weil diese durch die Terrormilitzen zerstört wurden.

Eines war für die Mutter  klar, so lange ihre Söhne bei ihr waren, wusste sie das es ihnen gut geht. Wenn sie aber auf irgendeiner Seite dieses Krieges zum Militär müssen, war klar das sie keine Nacht mehr schlafen kann. Auch die Flucht war keine gute Lösung. Auf dem offenen Meer  zwischen der Türkei war die einzige Option mit Schlepperbanden in Flüchlingsbooten die Flucht anzutreten.Für die Eltern von Mohamed gab es nur diese eine Chance, dass die Kinder diesen sinnlosen Krieg überleben. Auch wenn sie ihre Kinder vielleicht nie mehr wiedersehen, so war es doch besser, als wenn sie ihre Kinder im Kugelhagel verlieren.

Es wurde alles, was zu Geld zu machen war ,verkauft. Vor dem Krieg ging es der Familie gut. Der Vater hat ein kleines Taxiunternehmen und hat damit die Familie ernährt. Die Frau konnte sich im eigenen Haus um die Erziehung der Kinder kümmern.

Nun war es an der Zeit, alles aufzugeben um das Geld für die Schlepperbanden aufzutreiben. Der Vater konnte im Libanon als Bauhelfer sein Geld als Saisonkraft verdienen. Die Familie trat nun die Flucht von  Libanon an. Die Mutter näht ihren Jungs kleine Verstecke in die Kleidung ein. Ihr ist klar, das es vielleicht das letzte mal ist, dass sie etwas für Ihre Kinder näht. Ja vielleicht ist sogar die Kleidung in denen ihre Kinder sterben, wenn sie die Flucht mit den Schlauchbooten nicht schaffen. Mehr als einen Monat müssen ihre Kinder diese Kleidung tragen.

Mohamed und seine Brüder machten sich getrennt auf den Weg, so bestand die Chance das einer seiner Geschwister die Flucht überleben. Von seinem Cousin wusste Mohamed, dass bei Wellen das Schlauchboot kentern kann. Sein Cousin sagte das eines der Boote auf dem er war mit einer Welle umgeworfen wurde. Zwei kleine Kinder überlebten das nicht. Die Schwimmwesten die sie von den Schlepperbanden bekamen waren nur Attrappen. Wenn die Westen ins Wasser kommen saugen sie sich mit Wasser voll und du gehst unter. Wenn die Schlepper dir Beruhigungsmittel anbieten, lehne es ab. Er sagte ihm das die Frauen mit Ihren Kindern auch keine Tabletten nehmen, weil sie beruhigend auf Ihre Kinder einreden. Wenn die Frauen das schaffen dann schafftst du das auch, so die warnenden Worte.

Mohamed hat in Damaskus schon viel gesehen. Menschen denen Kopf , Beine und Arme weggeschossen wurden. Es war ihm in seinen täglichen gebeten klar: “ Du hast nur diese eine Chance“ um diesen Krieg zu überleben.

Mohamed und seine Brüder schafften die Flucht sie haben alle überlebt. Seine Eltern leben heute noch in Syrien und seine Mutter kann nun wieder ruhig schlafen. Als Mohamed auf dem Boot war kam eine Welle und alles wurde nass. Auch das Handy hat es nicht überlebt. Es war auf der Flucht der einzige Kontakt zu seiner Mutter. Er konnte ihr nicht berichten das er von Serben auf der Flucht geschlagen wurde weil sie sein Geld haben wollten. Laufend war er auf der Flucht vor den Militärs die versucht haben ihn an der Flucht zu hindern. In den ruhigen Momenten fand Mohamed die Ruhe im Gebet. Als er in Österreich angekommen war konnte er seiner Mutter endlich sagen, dass er lebt. Und er konnte nun auch verstehen warum sie ihn alleine auf die Flucht geschickt hat. Dafür muss man laufen können. Und wenn die Polizei kommt ganz schnell. Mohamed hat die Flüchtligslager in Griechenland gesehen und war froh das er sie schon nach zwei Tagen verlassen konnte. Wenn man kleine Kinder hat oder  krank ist kann man das nicht, weil man zu schwach ist für die langen Wege.

Von Österreich aus kommt Mohamed nach Deutschland. Heute lebt er mit einer Aufenthaltsgenehmigung in Schwerin.

Dort lernt er in einem Sprachkurs deutsch und trifft auf die Harz IV  Gesellschafft in Mecklenburg – Vorpommern. Die Arbeitslosenquote ist so hoch das viele Jugendliche kaum eine Chance auf einen Arbeitsplatz haben. Viele Jugendliche müssen sogar auf die Arbeitswelt vorbereitet werden. Im Projekt “ Porta – Mallorca“ bekommt Mohamed die Chance zusammen mit anderen jungen Erwachsenen ein Praktikum auf der Urlaubsinsel Nummer eins der Deutschen zu machen. In der Maßnahme sind Arbeitslose , bei denen mehrere Versuche sie in die Arbeitsvermittlung unterzubringen schon gescheitert.

Auch wenn Mohamed arbeiten will, ist er in Deutschland auf Grund der sprachlichen Hürde benachteiligt. Da es auf der Insel zahlreiche deutschsprachige Betriebe gibt und die jungen Erwachsenen weit weg von ihrem täglichen Harz IV Leben sind, ist es eine echte Chance für Mohamed. Das Auslandspraktikum war für Mohamed ein großer Erfolg. Es gab schon die ersten Gespräche mit einem Ausbildungsplatz in Niedersachsen. Wenn alles gut läuft kann er im September eine Berufsausbildung  anfangen.

In seinem Praktikumsbetrieb findet Mohamed einen USB  Stick und fragt was denn darauf ist, die Antwort von seinem Praktikumsleiter: “ Es ist der Musikstick vom Bierkönig“ . Und als er fragte ob wir den an machen können, war die Antwort:“ Ja“

Zum Praktikumsende hat er sogar ein Lieblingslied von DJ Ötzi -“ A – Wie Anna “ auch die Songs von Jürgen Drews kommen gut bei ihm an. Den Ballermann hat er nur zum Ende seines Praktikums gesehen, weil er wissen wollte was dieser Bierkönig ist. Gehört hat er von seinen Mitreisenden aus der Gruppe schon viel davon.  Am vorletzten Abend vor der Abreise ist er mit seinem Praktikumsleiter an die Playa gefahren, und hat eine Shischa geraucht und sein Gebet am Strand von Arenal gemacht.

Heute ging es für Mohamed zurück nach Schwerin und das erste was er macht wenn er dort angekommen ist, ist seine Mutter anrufen. Seine Mutter hat er 4 Jahre nicht mehr gesehen. Aber so oft er kann ruft er sie an um ihr zu erzählen was er erlebt hat und das es ihm gut geht.

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